01. März 2010: Bei der Betrachtung der Unternehmenslandschaft in Deutschland sind Familienunternehmen in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. In den ersten Jahren dieses Jahrtausends zeigten sich gewisse strukturelle Nachteile von kapitalmarktorientierten Großunternehmen; während um die Jahrtausendwende börsennotierte Unternehmen die Aufmerksamkeit auf sich zogen und die Börsengänge (Going Public) in den Mittelpunkt des Interesses rückten, ging die Wertschätzung in den folgenden Jahren in weiten Bereichen verloren. Die Gründe lagen zum Einen in den überhöhten Erwartungen an die Leistungsfähigkeit von Kapitalmärkten und deren Mechanismen, die in zahlreichen Fällen enttäuscht wurden. Zum Anderen traten auf wichtigen Märkten in Europa und den USA strukturelle Fehler in Großunternehmen, Missmanagement und in Einzelfällen spektakuläres rechtswidriges Verhalten des Managements auf. Insbesondere die kapitalmarktorientierten Management-Methoden mit dem Blick auf kurzfristige Erfolge, Kursverbesserungen und Belohnungen für das Management führten häufig zu Führungsverhalten in Großunternehmen, das auf kurzfristige Erfolge, nicht aber auf langfristigen Bestand ausgelegt war. Vor diesem Hintergrund begann das Publikum, Familienunternehmen stärker zu schätzen als zuvor. Familienunternehmern wird zunehmend langfristiges unternehmerisches Denken zugeschrieben, aber auch finanzielle Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter und Engagement im sozialen Umfeld. Tatsächlich prägen Familienunternehmen die deutsche Wirtschaft in einem Maße, wie dieses in anderen Volkswirtschaften nicht der Fall ist.
Corporate Governance für Familienunternehmen
Ulrich Herfurth,
Rechtsanwalt in Hannover
März 2010
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